Sie ist nicht wegzudenken aus Warnemünde und „belaufener“ als die Flaniermeile Am Strom: die Warnemünder Bahnhofsbrücke.
Die mittlerweile über 100 Jahre alte Drehbrücke (Baujahr 1903), wird in der Saison täglich von mehr als 20.000 Fußgängern und Radfahrern überquert und wurde 2011 letzmalig umfangreich saniert. Achtzig Tonnen schwer und 42 Meter lang, ist die Brücke auf einem Mittelpfeiler gelagert, der gleichzeitig als Drehachse dient. Sie kann um 90° gedreht werden und ermöglicht so auch höherem Schiffsverkehr die Durchfahrt, was heutzutage aber nicht mehr genutzt wird. Die Brücke wird lediglich – und das auch nur selten – zu bestimmten Anlässen, als kleines Schauspiel für Einwohner und Gäste, in Betrieb gesetzt.
Die Warnemünder Bahnhofsbrücke selbst bietet optisch jetzt nicht soviel Aufsehenerregendes, ist aber ein ganz zentraler Ausgangspunkt in Warnemünde, für viele sehenswerte Erkundungen. So schließt sich am Ost-Ende direkt die Warnemünder Mittelmole mit dem Fischmarkt und dem alten Warnemünder Bahnhof an. Am West-Ende starten Sie zu einem Spaziergang am Alten Strom oder gehen einfach geradeaus weiter und erreichen nach wenigen Metern den Kirchenplatz.
Sehr beliebt ist die Brücke auch bei Straßenmusikanten und Kleinkünstlern, die hier Ihren Stellplatz aufschlagen und zur Unterhaltung und Belustigung der Passanten beitragen. Phänomenal ist aber die Aussicht von der Brücke: In Richtung Süden sehen Sie noch die alte und bis 1903 einzige Zufahrt zum Rostocker Stadthafen (hier ist auch die Bootsvermietung in Warnemünde angesiedelt). In die entgegengesetzte Richtung sehen Sie auf den Alten Strom Richtung Hafenausfahrt – links davon die Flaniermeile, rechts davon die Mittelmole mit Fischmarkt. Eines der beliebtesten Fotomotive in Warnemünde überhaupt, sehenswert am Tag genauso wie nachts.
Ein Rätsel für manchen Touristen, aber auch für einige Einheimische, sind die mittlerweile zahlreichen beschrifteten Vorhängeschlösser an der Kettenabsperrung zum Brückendrehrad. Ein Brauch, der durch die Bestsellerromane von Federico Moccia und deren Verfilmung bekannt gemacht wurde: Jungverliebte besiegeln damit ihre ewige Liebe. Die Liebesschlösser sind mit Ihren Vornamen oder Initialien beschriftet oder graviert und nach dem Befestigen an der Brücke, wird der Schlüssel – am besten mit dem Ausspruch: „für immer“ – in das darunter fließende Gewässer geworfen. Dieser Brauch hat sich inzwischen in vielen Ländern an den verschiedensten architektonischen Bauwerken (hauptsächlich aber an Brücken) verbreitet.
Die Stadtverwaltungen sehen diese „Liebesbrücken“ i.d.R. gar nicht so gerne. Zum einen, weil die Objekte häufig denkmalgeschützt sind, zum anderen, weil durch den elektrolytischen Einfluss der Messingschlösser Rost am Eisen der Bauwerke auftritt. In Warnemünde läßt die Stadtverwaltung bisher gewähren. Ich glaube auch nicht, dass die Ketten unbedingt zu den tragenden Bauteilen gehören 😉 In anderen Städten ist das konsequent verboten. In Berlin ist das eine Ordnungswidrigkeit (bis zu 35,- EUR Verwarngeld), in Venedig – DIE Stadt der Brücken – kann das Anbringen von Schlössern mit bis zu 3.000 EUR geahndet werden (da verfliegt der Liebesrausch dann schlagartig).
Technische & historische Daten:
- Baujahr: 1903
- Länge gesamt: 42 Meter
- Breite: 7,10 Meter
- Gewicht: 80 Tonnen
- Material: Stahl mit Eichenbohlenbelag (zertifiziertes Holz aus heimischen Anbau, 219 Bohlen a 120 kg mit 4800 Befestigungsbolzen)
- Drehpunkt: Königsstuhl auf Mittelpfeiler
- Lagerung: an den Endlagern auf Lagerblöcken, einseitig abklappbar (Bahnhofseite)
- Drehung: nach Entlasten und Umklappen der Lagerblöcke manuelle Drehung über ein Drehkreuz und Getriebe
- Nutzung von 1903 – 1940, dann Lagerschäden und Drehung nicht mehr möglich
- 1991 komplette Rekonstruktion aller Brückenteile, Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit
- am 7.8.2000 rammte das Fahrgastschiff „Seestern“ durch einen technischen Defekt die Brücke und zerstörte den Königszapfen, auf dem sich die Brücke dreht
- 2004-2005 Reparatur der Schäden und Einbau eines neuen gusseisernen Königszapfens, Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit
- 2011 Sanierung korrodierter Stahlelemente und komplette Erneuerung des Holzbohlenbelags
Kategorien: Sehenswertes und Sehenswertes Warnemünde
A. Pizzi, 15. September 2012 12:01 business - Warnemünder Drehbrücke
über den Alten Strom
4/5
Diese Brücke muss man überqueren, wenn man vom Bahnhof in Warnemünde zum Ortskern und den Geschäften gelangen möchte, so kann es hier gerade im Sommer auch schon einmal eng werden. Hat man dennoch einen Platz am Geländer gefunden, ruhig ein paar Augenblicke verweilen und den kleinen Booten zusehen, die unter dieser Brücke durchfahren.
Auch hat man einen tollen Blick auf die alten Häuser am Strom, die in Warnemünde stehen.
Geöffnet wird sie meistens einmal im Frühjahr zum „Stromerwachen“.